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Wie Ideen sterben? Eine Frage der Unternehmenskultur!

Ideen kommen und das Geld sprudelt

 

So halten es zumindest viele Unternehmen, wenn es darum geht, die Kreativität der Mitarbeiter für eine bessere Innovationskraft zu nutzen.

Gibt es bei dir im Unternehmen ein Ideenmanagement, ein betriebliches Vorschlagswesen oder Ideen Awards? Im Prinzip ist das eine wirklich gute Sache.

 

Die Zeit schreibt dazu „In den Köpfen der Mitarbeiter stecken Milliarden„.

 

Vor allem sind damit Milliarden gemeint, die die Unternehmen einnehmen, wenn sie die Ideen zur Marktreife bringen und damit teils spektakuläre Innovationen hervorbringen.

 

Aber auch Einsparungen sind damit gemeint. Sie stehen ganz oben auf der Wichtigkeitsskala von Unternehmen, die das Ideenmanagement zum Einsatz bringen möchten.

  • Qualität
  • Nachhaltigkeit und
  • Effizienz – stehen bei den meisten im Fokus.

 

Volkswagen macht es in seinem Halbjahresbericht zur Ideenbilanz 2014 deutlich, welches Potential in den Köpfen der Mitarbeiter steckt. Fast 35.000 eingereichte Ideen und über 56 Mio. € Einsparungen sprechen eine deutliche Sprache.

 

Auch die Mitarbeiter profitieren

 

Auch die Mitarbeiter sollen vom Ideenmanagement profitieren und erhalten für Ihre Kreativität mitunter ordentliche Beträge. Daimler, um nicht bei der Schleichwerbung eines Autobauers zu bleiben, erreichte Einsparungen in Höhe von 75 Mio. € und dankte es den Mitarbeitern mit Auszahlungen von fast 20 Mio. €. Das macht mehr als 25 % des Wertes der eingereichten Idee aus.

 

Was die „Großen“ können, funktioniert in kleineren Einheiten und Unternehmen genauso.

 

Aber halt, es ist nicht alles Gold was glänzt

 

Betrachtet man das Geld, das Unternehmen wie Mitarbeiter damit verdienen, könnte man vermuten, dass Mitarbeiter nur noch damit beschäftigt sind, gute Ideen zu produzieren, Innovationen vorantreiben und natürlich auch mit kassieren. Doch so einfach ist es nicht.

Zum einen entstehen Ideen nicht einfach so. Man muss sich schon mit der Materie auskennen und die Probleme sowie mögliche Lösungswege erkennen und realistisch einschätzen können.

Die Methoden, ein Problem strukturiert anzugehen und Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln sind einfach und können schnell erlernt werden. Dennoch sind sie kaum bekannt.

Mitarbeiter wie Führungskräfte stehen weitaus häufiger ratlos vor vermeintlich einfachen Herausforderungen und bekämpfen eher das Symptom als die Ursache.

Genauso sehen die Ideen häufig aus. Sie betrachten nur die Oberfläche des Eisbergs und versuchen immer wieder die herausragende Spitze zu entfernen.

 

Auf die Kultur der Wertschätzung kommt es an

Der meiner Meinung nach wichtigste Faktor für ein erfolgreiches Ideenmanagement ist die Unternehmenskultur, d.h. wie im Unternehmen mit den Ideen der Mitarbeiter umgegangen wird.

Werden die Ideen ernst genommen und die Mitarbeiter dafür wertgeschätzt, steigt auch die Anzahl und Qualität der eingereichten Ideen.

 

Das zumindest ist mein persönlicher Eindruck. In meiner Nebenfunktion als Ideenmanager habe ich die Entwicklung in unserem Unternehmen mehrere Jahre beobachten können.

 

  • 2012 hatten wir im Schnitt noch mehr als 3 Ideen pro Mitarbeiter. Das war vor allem einer neuen Initiative zu verdanken und durchaus nicht üblich.
  • 2013 schien die Quote mit knapp 1,5 Ideen je Mitarbeiter in einem erfreulich normalem Zustand
  • 2014 ging die Quote mit 0,7 Ideen je Mitarbeiter deutlich zurück

 

Doch woran liegt das? Wieso werden auf einmal so wenige Ideen eingereicht?

Ich habe mir die gleichen Fragen gestellt und noch die: Warum sterben Ideen?

 

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So sterben Ideen

In meiner Recherche bin ich auf einen interessanten Artikel von Alf Rehn in der FAZ gestoßen. Er bestätigt meinen Eindruck:

 

Die Leute denken oft, dass das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ihre Idee kritisiert wird, und mancher „Guru“ spricht von der Gefahr der Kritik und von „Negativität“. Dies ist ein gravierendes Missverständnis. Kritik mag sich vielleicht nicht immer angenehm anfühlen, ist aber immer eine Beschäftigung mit der Idee. Viel schlimmer ist es doch, überhaupt keine Antwort zu bekommen. Es stimmt, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass ist, denn Hass ist auch ein mächtiges Gefühl. Das Gegenteil von Liebe ist vielmehr Gleichgültigkeit, ein völliger Mangel an Zuwendung und Bindung.

 

Fehlende Aufmerksamkeit der Ideengeber wird mit Gleichgültigkeit gleichgesetzt. Das verletzt und entmutigt die Mitarbeiter, sich weiter für Verbesserungen zu engagieren.

 

Weiter geht es im Artikel wie folgt:

 

Solange eine Unternehmenskultur nicht darauf ausgerichtet ist, jene zu respektieren, die in neuen Ideen ein Chance sehen, wird sie auch nicht in der Lage sein, Ideen tragfähig zu machen. Eine Idee zu töten ist überraschend einfach. Eine Idee kann durch ein Schulterzucken sterben, durch ein Gähnen, ein Lachen oder sogar durch absolute Ruhe. Wir alle sind meisterhafte Mörder von Ideen, indem wir sowohl bewusst als auch unbewusst die Art von Ideen ausschließen, die nicht zu unserem eigenen Blick auf die Welt passen.

So sterben Ideen

 

Also sollten sich Verantwortliche fragen:

 

Wollen wir unsere Organisation kreativer und innovativer gestalten? Wollen wir eine kreative Kultur haben und erfolgreich sein?

 

Wir müssen also Ideen und die Kultur für Ideenreichtum in unseren Unternehmen fördern, in dem wir sie zum Leben erwecken. Wie das geht? Dafür hat Alf Rehn in dem Artikel auch eine Antwort:

 

Es ist kein Hexenwerk, Kreativität zu unterstützen. Tatsächlich ist alles so einfach. Nehmen Sie Rücksicht, wenn Leute versuchen, in neuen Bahnen zu denken. Zeigen Sie Respekt, indem Sie interessiert daran sind, Fragen stellen, auch Kritik üben – denn nichts ist so schrecklich wie Stille. Wenn Sie ein Manager sind, sorgen Sie dafür, dass Verhaltensweisen, die Ideen töten, nicht toleriert werden. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und fordern, dass jede Idee mindestens mit Höflichkeit behandelt wird.

Je mehr Aufmerksamkeit, desto mehr Ideen?

 

In den Jahren 2011 und 2012 war das Ideenmanagement in unserem Unternehmen mehr im Fokus und die Führungskräfte haben sich intensiver mit den Ideen und deren Umsetzung auseinander gesetzt. In der Tat wurden mehr und meinem Eindruck nach tendenziell bessere Ideen eingereicht.

 

Vor allem in etwas turbulenteren Phasen jedoch oder in Phasen, in denen man sich mit vielen größeren Projekten beschäftigt, kann der Fokus auf die „kleineren“ Ideen der Mitarbeiter schnell verloren gehen. So war es bei uns auch.

 

Was passiert? Mitarbeiter fühlen sich nicht ernst genommen und resignieren.

Die Folge? Es werden deutlich weniger Ideen eingereicht. Wieso auch, wenn die „alten“ Ideen nicht umgesetzt oder berücksichtigt wurden?

 

Wertschätzung also ist der Schlüssel. Ich erinnere mich an einen Vortrag in einem Managerseminar, das ich besucht hatte.

Dort wurden 3 wesentliche Motivationsfaktoren für Mitarbeiter beschrieben:

 

  • Wir müssen verstehen, welchen Sinn unsere Tätigkeit hat. Für was setzen wir unsere kostbare Zeit ein?
  • Effiziente Strukturen und Abläufe verhindern Reibungen zwischen Kollegen und erhöhen die produktive Zeit und damit die eigene Zufriedenheit
  • Wertschätzung und Respekt dem Einsatz, der Person und Persönlichkeit gegenüber helfen unserem Selbstwert und Wohlbefinden

 

Mitarbeiter und Führungskräfte sollten sich also gleichermaßen darum bemühen, diese Faktoren in den Fokus zu nehmen.

 

Was kannst du konkret tun, um Ideen zu fördern?

Als Mitarbeiter kannst du dich einbringen, indem du aktiv nach Problemen und deren Ursachen suchst und dafür Lösungen entwickelst.

 

  • Setze dich dafür ein, dass die Idee nicht in Vergessenheit gerät
  • Gehe direkt auf deine Vorgesetzten zu und teile mit, dass dir Feedback zu deiner Idee wichtig ist
  • Wenn du von dem Mehrwert überzeugt bist, spreche darüber, notfalls mehrfach. Wenn der Mehrwert nicht gesehen wird, finde heraus, warum oder lass es dir wenigstens erklären
  • Suche nach Beispielen oder Geschichten, die diese Idee unterstützt und erzähle sie deinen Kollegen und Vorgesetzten
  • Male das Bild konkret aus, was sich für deine Kollegen, die Führungskräfte und das Unternehmen verbessern wird
  • Untermauer deine Idee mit Zahlen, Daten, Fakten. Kennst du die Kosten dahinter und die möglichen Einsparungen?

 

Als Führungskraft und Unternehmer förderst du Ideen, indem du sie wertschätzt und den Ideenträgern mit Respekt begegnest. Auch eine kleine, unscheinbare Idee könnte der erste Schritt hin zu einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung sein.

 

  • Frage nach, wenn die Ideen unkonkret sind und du nichts damit anfangen kannst
  • Gebe Feedback, vor allem positives. Welche Kriterien sind gut und verständlich, welche könnten verbessert werden?
  • Diskutiere darüber, was gute Ideen sind und wie sie formuliert werden. Kommuniziere deine Erwartungen dazu.
  • Mache transparent, was die Probleme und wichtigen Themen sind, damit die Mitarbeiter eine Chance haben, daran teilzuhaben und Lösungen zu entwickeln
  • Coache deine Mitarbeiter, damit sie sich weiter entwickeln können
  • Investiere in Weiterbildungsmaßnahmen, die den Horizont deiner Mitarbeiter und dir persönlich erweitern

 

 

Mein Plädoyer geht an alle Führungskräfte, Unternehmer und Kollegen in Deutschland

Lasst uns gemeinsam eine Kultur schaffen, in der wir diese Faktoren wieder in den Vordergrund rücken. Eine Kultur mit wertschätzendem Umgang mit Ideen und dem Menschen dahinter.

 

Haltet dazu in euren Unternehmen „Spielregeln“, die dafür notwendig sind, gemeinsam fest und engagiert euch damit für eine bessere und erfolgreichere Arbeits-Welt bei euch und in unserem Land.

[Edit:] Übrigens kann ich zum Thema noch einen Artikel von Bernd Geropp empfehlen. Er zeigt nochmal, dass es nicht auf das Ideenmanagement ankommt, sondern vielmehr auf die Führungskultur! Kreativität in Unternehmen – Die Krux mit dem Ideenmanagement

Frohes Schaffen!

Jan Bieler

Als Prozessmanager, Trainer und Moderator im Lean und Kaizen Umfeld helfe ich Menschen in Teams und Organisationen dabei, mit immer weniger Aufwand und durch digitale Tools immer bessere Ergebnisse zu erzielen und damit einfach besser zu arbeiten.

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